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Teuflisch gut

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Es fehlen ihm Hörner und Pferdefuß. Auch steigen keine Schwefeldämpfe auf, wenn der Angler die Köder-Kiste öffnet. Nichtsdestotrotz ist der Bachteufel an Hässlichkeit kaum zu überbieten.

Bachteufel
Salmoniden-Verführer: Die Köder aus der Werkstatt Schrader fingen wie der Teufel.
Zugegeben, er gehört nicht gerade zu den Schmuckstücken in der Gerätekiste – doch die Forellen lieben ihn! Die Rede ist vom Bachteufel, einem Köder, der Jahrzehnte lang wie ein Belzebub über den Gewässergrund der Salmonidenbäche wirbelte, verführerisch taumelnd lockte er die dicksten Forellen aus ihren Unterständen.
Der Erfinder des Bachteufels hieß A. Schrader. In Zeitungsanzeigen pries die regionale Anglergröße 1949 den Blinker als „neuartigen, vorzüglichen Forellenköder“ an. Das klitzekleine Ladengeschäft des „Meister Schrader“ lag unmittelbar im Schatten des Kölner Doms, neben Domhotel, Heinzelmännchen-Brunnen und dem Brauhaus Früh. Dort hämmerte und stanzte er seine Köder-Kreationen aus Blechen heraus. Der findige Gerätehändler experimentierte ständig: Er beschichtete seine Köder mit schillernder Emaille, bemalte seine Kreationen effektvoll mit Leuchtfarbe und brannte seinen Blinkerchen aufwändig Glasaugen ein. Neben den Bachteufel-Blinkern entwickelte er auch die damals berühmten Schrader-Koppen.

Jan Lock


Jan Lock

Feuerfarbe
Für die Dämmerung: Schrader bemalte manche Bachteufel-Modelle mit DAM-Feuerfarbe.
Schrader war eine schillernde Persönlichkeit, die sich selbstbewusst in der Domstadt und an den Forellenflüssen der Eifel „Baas“ nennen ließ. Dieses kölsche Wort steht für Big Boss, Meister oder Chef – und so gab er sich auch. In den 30er Jahren machte ein Adolf Schrader in Köln als Gauführer Rheinland des Reichsverbandes Deutscher Sportfischer Karriere (RDSF). Dass es sich um unseren A. Schrader handelte, gilt nach Aussage von Zeitzeugen als sicher. 1936, nach dem 1. Reichsfischertag in Kassel, verschwand Adolf Schrader sang- und klanglos aus der Führungsriege des RDSF. Wahrscheinlich war er bei den angelnden Nazis angeeckt.
In den 60er Jahren schloss Schrader aus Altersgründen sein Kölner Ladengeschäft. Er zog um ins kleine Eifeldörfchen Blens an der Rur. Von dort aus betrieb er noch einige Jahre den Verkauf von Angelgerät und fischte auf seine geliebten Forellen.
Plate-Bachteufel
Abgekupfert: die Plate-Version des Bachteufels.

Bachteufel goes Bonn

1955 besann sich die Firma Dr. Plate GmbH aus Bonn auf die Qualitäten einiger fast ausgestorbener Ködermodelle. Ein Remake verschiedener Klassiker war in Planung. Die Fachzeitschrift „Die Fischwaid“ äußerte sich begeistert über das Projekt des Schnurherstellers: „Bekanntlich werden hunderte und aberhunderte von Spinnködern in immer neuen Formen und Farben dem dadurch manchmal ratlosen Angler angeboten. Einige bewährte Modelle haben jedoch durch Jahrzehnte hindurch in den Katalogen der Angelgerätefirmen und in den Spinnerkästen der Sportfischer in immer gleichbleibender Form und Aufmachung einen bevorzugten Platz behauptet.“

Offenbar hatten die Angler nach fängigen Ködern aus vergangenen Zeiten verlangt. Zuerst brachte die rheinische Firma den berühmten EW-Blinker nach Ernst Witt aus Güstrow wieder auf den Markt. Es folgten Witts Zauberspinner und natürlich die Koppe und der Bachteufel nach Meister Schrader.
Die Plate-Version des Schrader-Bachteufels trägt die Prägung „SB Germany“ – er kam in den Farben Gold-Braun und Silber-Blau und in 3 Blattgrößen in den Handel. Der Preis lag bei damals stolzen 1,50 bis 1,90 Mark. Die Köder wurden zusammen mit den Rollen Spinette und Atlantis komplett im Bonner Plate-Werk gestanzt, lackiert und montiert. Schrader hatte die Rechte an seinen Erfolgs-Ködern an Plate verkauft und einen Beratervertrag mit der Firma abgeschlossen.

 

SB Germany
Erfolgsköder Made in Germany: SB stand für Schraders Bachteufel.
Der Taumelblinker fand sich ab 1956 in den Katalogen verschiedener Angelgeräte-Firmen wieder. So wurde er beispielsweise über die „Westdeutsche Fischerei-Geräte-Großhandlung“ in Nieder-Marsberg (Westfalen), über Brink Bonn, Balzer und Stork München bundesweit vertrieben. „Schraders Bachteufel, in klarem Wasser besonders erfolgreich. Spinnköder für alle Salmoniden!“ – so schwärmte die Firma Stork von dem hässlichen Blinker.
Ende der 50er Jahre wurde die Köderproduktion bei Plate eingestellt, kurz darauf verließen auch keine Angelrollen mehr das Werksgelände. Ein Stück deutscher Angeltradition ging zu Ende, einst fängige Köder-Klassiker gerieten in Vergessenheit. Es wird Zeit, sich selbst einen Bachteufel aus Kupfer-Blech zu biegen…
Haben Sie weitere Informationen über den Bachteufel von Meister Schrader? Dann melden Sie sich bei: thomas.kalweit@paulparey.de, Telefon 02604/978-175. Im Heft 4/2006 stellt Thomas Kalweit Ihnen den ABU HiLo-Wobbler vor.

 

 

 


Leserbrief von Peter Taudor zu „Teuflisch gut“

Nachgebaute Bachteufel
Detailgetreu baut Peter Taudor Bachteufel nach Meister Schrader nach.

Bachteufel auferstanden

Ich war vom Beitrag „Teuflisch gut“ aus Eurer Serie „Alte Eisen“ in Heft 3/2006 so begeistert, dass ich gleich einige Bachteufel-Blinker nach Meister Schrader nachgebaut habe. Als Feinmechaniker-Meister war das kein Problem für mich. Der Autor Thomas Kalweit hat mir netterweise einen Köder aus den 50er Jahren zur Verfügung gestellt, so dass ich mich auch in der Bemalung streng an das Original halten konnte.

 

 


 

Nachgebaute Bachteufel
Ich habe die Bachteufel nicht für die Vitrine gebaut. Am Wasser zeigte sich, dass er wirklich fängt wie der Teufel. Gleich beim ersten Versuch fing ich in unserem fast fischleeren Weiher eine Forelle und einen guten Barsch, sein ungleichmäßiger Lauf ist sagenhaft. Am nächsten Tag hakte ich sogar zwei Welse. Einen Köder, der sich so gut im Wasser bewegt hatte ich noch nicht!
Nachgebaute Bachteufel

Ich habe alle Köder mit einem Schlageisen mit ZP gemarkt, denn mein Spitzname im Verein ist „Zanderpitt“. Falls Leser an nachgebauten Bachteufeln interessiert sein sollten, können sie sich an mich wenden: Peter Taudor, Horhausen, Telefon 06439/353, E-Mail: zanderpitt@t-online.de.

 

 

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